Wie's so war

Der Weg...


Der Weg war alles in allem echt super: die Wegmarkierungen sind mehr als ausreichend, man kann theoretisch fast überall Zelten, die Herbergen sind auch reichlich vorhanden und mit dem Einkauf klappt das ebenfalls prima bei ein bisschen Planung und Voraussicht. Die Beschaffenheit der Wege hatte eigentlich die komplette Bandbreite zu bieten - bei einem so langen Weg sind Teile auf Asphalt und Teer ja normal und gehören dazu. Einzig ein paar dieser langen Schotterpisten hätte ich gerne ausgelassen. Ein absolutes Laufhighlight waren für mich die Strecken im Fjell und durch das Moor. 

Da der Olavsweg ja ein Pilgerweg ist, finde ich es etwas seltsam, dass kaum Kirchen offen sind - für Wanderer wie mich nicht so das Problem, für die "richtigen Pilger" dann schon eher. Es gibt allerdings ein paar Leute auf dem Weg, zum Beispiel Per Gunnar vom Pilgercenter Gudbrandsdalen, Christiane von Fokstugu oder auch das Ehepaar Weyer und sicher noch viele mehr, die sich Arme und Beine für die Pilger ausreißen und somit den Weg wirklich beleben und zu mehr machen, als "nur" einen Fernwanderweg von Oslo nach Trondheim.

Was ich jedem wärmstens empfehlen kann: beschäftigt euch im Vorfeld mit der Historie dieses Weges, mit der Geschichte von König Olav und die der ganzen Plätze und Orte an denen man vorbeikommt. Es lohnt sich wirklich und mich hat es immer wieder zum Staunen gebracht, wie gut man sich so manchen Geschichtsverlauf vorstellen konnte, wenn man vor Ort stand.

Land & Leute...


Wenn ich mal Norweger auf der Strecke getroffen habe, dann waren die alle durch die Bank nett, super freundlich und hilfsbereit. Und das mit der Verständigung war mal so gar kein Thema - Englisch kann hier fast jeder, sogar die Knirpse aus der Grundschule. Dass die Norweger im ländlichen Bereich kaum bis gar keine Bars, Restaurants oder Cafes haben, war mir absolut neu und an so manchem Tag hätte ich mich selbst über einen Mini-Kiosk riesig gefreut. Andererseits hat das meinen Geldbeutel geschont. Die Preise für Lebensmittel sind in Norwegen nämlich ganz schön saftig und ebenfalls die Übernachtung hauen ordentlich rein (auch wenn es bei mir immer nur die günstigste Variante "Pilgerherberge" oder "Campingplatz" war) . Aber dadurch, dass man in Norwegen (noch) überall Zelten darf, kann man die Kosten etwas reduzieren.

Die Ausrüstung...


Zelt: Big Agnes UL1

1a Zelt, kann ich nicht meckern - dicht und auch bei viel Wind steht es stabil und sicher. Allerdings ist bei Sauwetter einfach zu wenig Bewegungsspielraum in dem Ding. So richtig Sitzen und mal gemütlich nen Kaffee machen o.ä. ist selbst für mich Zwerg nicht drin. Und an das Trocknen nasser Klamotten im Zelt ist mal gar nicht dran zu denken. Da muss was anderes her.

 

Schlafsack-Kombi: Yeti Fever Zero + Therm-a-Rest-Decke

Beides immer noch mit super Packmaß, schön leicht und in der Kombo auch schön warm. Bei Graden um den Gefrierpunkt oder drunter denke ich muss da aber was anderes her. Zudem ist der FeverZero mit der Daune etwas arg wasserempfindlich. Ist bei klammen Klamotten, nassen Schuhen und Rucksack im kleinen Zelt nicht die beste Wahl. Da werd ich mich mal nach ner Apex-Lösung umsehen.

 

Isomatte: Therm-a-Rest Neo Air

Prima Isomatte, etwas arg "knisterig" - muss man sich erst dran gewöhnen, aber dann hört man es nicht mehr. Und mit dem Packsack als "Blasebalg" auch problemlos aufzupumpen.

 

Trinksystem: Source 3l; Katalyn-Filter

Sicher hätte ich den Filter auch weglassen können, die Flüsse und Bäche liefern genügend sauberes Wasser - vor allem im Fjell. Aber man weiß ja nie....

 

Küche:

Kochsystemtechnisch war das das letzte Mal, dass ich auf einer lange Tour den Espitkocher dabei hatte - ist irgendwie nix. Da dann doch lieber erstmal nach dem Flug Gaskartuschen kaufen gehen, dafür aber was "Anständiges" zum kochen haben. Und was bei mir definitiv durchgefallen ist und nicht mehr mitkommt: dieses Waschwundermittelkonzentrat für alles von Sea to Summit. Von wegen ergiebig für x-Wäschen! Nach ner Woche war das Ding leer.... Da setz ich lieber auf das Dr. Bronner's.

 

Elektokram:

Das Solarpanel hätt' ich jetzt nicht gebraucht - konnte ja alle drei Tage etwa ne Steckdose nutzen. Und Navigationstechnisch war auch nichts nötig: die Wegmarkierungen waren meist klasse und sonst wäre WindyMaps auf dem Handy vollkommen ausreichend gewesen. Ist sicher was anderes, wenn man mehr im Fjell und im weglosen Gelände unterwegs ist, da braucht's dann ein GPS-Gerät. Wieder was, was nicht mitgemusst hätte. Über die wasserdichte Kamera war ich allerdings mehr als glücklich.

 

Schuhe: Meindl Cuba GTX

Nach anfänglichen Schwierigkeiten waren die Schuhe eigentlich ganz okay. Meine kleinen Zehen haben sich allerdings die ganze Tour über beschwert. Hatten einfach zu wenig Bewegungsfreiraum. Ein echtes Pfund für ein Pro war das Thema "wasserdicht". Die haben den Wassermassen prima standgehalten. Allerdings wenn die mal nass waren, dann hat's ewig gebraucht bis die trocken wurden. Noch gut war die Sohle und die Stabilität - beim Laufen über matschig nasse Steine genauso, wie beim Laufen über schmierig nasse Bohlenbretter. Bin mir aber ziemlich sicher, dass ich wieder auf meine Altras umschwenken werde...vielleicht gibt es die ja auch bald mal in wasserdicht ;-)

 

Sonstiges:

Klamottentechnisch hatte ich auch dieses Mal viel zu viel dabei - es war zwar recht kühl und auch oft nass, aber zwei Lagen hätten vollends gereicht. Und das Autan bleibt das nächste Mal auch daheim, lieber das Zeug der Norweger kaufen - das hilft wenigstens auch gegen diese mistigen Knots im Fjell.

Wieder was dazu gelernt...


- Schotterpiste ist der neue Asphalt

- Norwegen ist super schön, aber teuer

- Knots interessiert Autan einen Sch….

- Angelrute das nächste Mal nicht vergessen

- Flechten und Moose im Fjell sind nicht weich (!), auch wenn sie so aussehen

- norwegische Mücken fliegen auch bei Regen

- im Fjell ist es mal so richtig leise

- sucht erst gar nicht nach Bars und Kneipen - die sind in Norwegen Mangelware, zumindest auf dem Land

- Waliser riechen Kaffee drei Kilometer gegen den Wind